Automatisierung

05.06.2022

Ich habe gestern eine Zusammenfassung von dem Buch "Der Sozialismus der Zukunft" von Thomas Piketty gehört.

Er schlägt vor eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, in dem die Reichen mehr Steuern zahlen und die Arbeiter mehr Mitspracherecht haben.

Von der anderen Seite kommt die Forderung die Steuern zu senken, damit die, die wissen, wie man Geld verdient, mehr Wohlstand für alle schaffen können.

Es gibt Vorschläge wie Jobgarantien, das bedingungsloses Grundeinkommen und ähnliches.

Ich habe das Gefühl, dass all diese Ideen nur Symptome bekämpfen und nicht das wirkliche Problem lösen.

Ich glaube die Ursache ist ein Gefühl des Mangels. Wir fühlen uns als hätten wir nicht genug und sind unsicher. Wir brauchen immer mehr und denken dabei immer zuerst an uns selbst.

Wir haben es beim Klopapier gemerkt. Alle haben nur an sich gedacht und gebunkert. Dadurch kam es dann tatsächlich zu einem Mangel und immer mehr Menschen haben damit angefangen.

Wenn alle darauf vertraut hätten, dass es immer genug geben würde, wäre es auch so gewesen.

Das Gleiche passiert bei einem "Bank Run". Wenn immer mehr Menschen ihr Geld abheben wollen, gibt es irgendwann nicht mehr genug und dann kommt es zu einer Panik. Wenn alle ruhig bleiben würden, würde nichts passieren.

Wenn sich bei einem Brand alle so rational verhalten würden, wie bei einer Feuerübung, würde es zu weniger Unglücken kommen.

Wir können uns erst um andere Dinge kümmern, wenn wir ein Gefühl des Überflusses haben. Wir brauchen dann keine Angst haben nicht genug zu haben. Es ist für alle genug da.

Wenn wir (mehr als) genug haben, warum sollte uns dann interessieren, wie viel (mehr) jemand anderes hat.

Wir können uns dann darüber freuen, dass diese Person so viel Werte schafft und so das Leben vieler Menschen verbessert.

Wir wissen, was wir brauchen und sind nicht so leicht zu verunsichern.

Wir vergleichen uns nicht mehr mit anderen Menschen. Wir wissen, was wir wollen und können es uns erfüllen.

Die Werbung kann uns dann nicht mehr einreden, das wir ein Produkt haben müssen, um endlich glücklich zu sein.

Wir kaufen nur noch, was uns wirklich glücklich macht und zu unserem Lebensstil passt.

Dann können wir unsere ganze Kraft in die Entwicklung wirklich guter und hilfreicher Produkte stecken. Etwas, das uns wirklich etwas bedeutet. Worauf wir stolz sein können.

Wir müssen andere nicht mehr betrügen und nur mit den Nötigsten abspeisen, weil wir immer mehr brauchen. Wir können ehrlich und fair sein.

Unsere schlausten Köpfe würden sich nicht mehr überlegen, wie man Menschen dazu bekommt etwas zu kaufen, das sie nicht wirklich brauchen.

"Get rich quick" Betrügreien würden nicht mehr funktionieren.

Dadurch würde sehr viel Kapazität frei werden, weil viele Produkte einfach nicht mehr benötigt werden.

Ich denke wir sollten diese Ressourcen in die komplette Automatisierung von allem stecken (und den Ausbau der Energieproduktion). Es sollte etwas Gutes sein, wenn ein Arbeitsplatz nicht mehr benötigt wird.

Das Ziel jedes Menschen sollte sein, seinen Job überflüssig zu machen.

Aktuell kämpfen wir um Jobs, die wir nicht mögen, weil wir keine Alternative sehen. Wir wollen sie so lange erhalten wie möglich. Schließlich sind wir von ihnen abhängig.

Ich halte das für den völlig falschen Weg. Wir sollten die Automatisierung zur höchsten Priorität machen. Job sollten abgeschafft werden.

Arbeit macht am meisten Spaß, wenn wir sie nicht tun müssen und sie uns freiwillig aussuchen. Wenn alles automatisiert ist, können wir uns mit den Dingen beschäftigen, die uns wirklich wichtig sind.

Dafür müssen wir natürlich lernen, wie wir unser Leben gestalten wollen. Ich denke so etwas sollte in der Schule unterrichtet werden und es Hilfestellungen bei der Ausarbeitung geben, auch und besonders für Erwachsene.

Wir ändern uns im Laufe des Lebens und haben unterschiedliche Ziele. Wir können unser Leben immer wieder neu erfinden.

Wir sollten wissen, das wir unser Leben selbst in die Hand nehmen können und Unterstützung und Werkzeuge bekommen, die das ermöglichen.

Ich glaube nicht, dass alle nur noch rumhängen und sich dem Vergnügen hingeben würden, wenn Maschinen alle Arbeiten übernehmen. Sicherlich würde das am Anfang der Fall sein. Aber irgendwann wird das Langweilig und wir brauchen eine neue Aufgabe.

Der Mensch möchte immer Neues zu erkunden. Wir sind nicht für den Stillstand gemacht. Wir haben den Drang etwas zu tun und zu entdecken. Ein Leben ohne Herausforderungen ist nichts für uns.

Kinder sitzen nie still. Sie wollen immer mehr lernen und ausprobieren. Sie stellen unentwegt Fragen und wollen wissen wie etwas funktioniert. Sie können sich stundenlang mit scheinbar banalen Dingen beschäftigen.

Leider verlernen wir das, wenn wir erwachsen werden.

Das sollte nicht passieren, wir sollten die Freude am Lernen und Entdecken unser Leben lang behalten.

Wir sollten dazu ermutigt werden ein aktives Leben zu führen und nicht nur auf dem Sofa zu liegen.

Ich glaube, dass es immer Unterschiede zwischen den Menschen geben wird. Wenn wir jetzt alles Geld gleichmäßig auf alle Menschen verteilen würden, würde es nicht lange so bleiben. Es würde wieder Menschen geben, die sehr viel und andere, die zu wenig haben.

In der Statistik nennt es sich so eine Verteilung "Power Law" und es kommt in sehr vielen Bereichen vor. Von der Entstehung des Universums bis zur Bevölkerung von Städten.

Wo es viel gibt, wird es immer mehr.

Es gibt ein Beispiel mit Hühnern, dass ich sehr anschaulich finde.

In einer Gruppe werden gleichmäßig Hühner verteilt. Der größte Teil der Gruppe isst die Hühner auf und hat dann nichts mehr. Ein paar Menschen essen nur die Eier. Wenige züchten die Hühner und einer leitet das Zuchtprogramm.

Manche Menschen sind gut darin Geld zu verdienen und andere nicht.

Jeder hat unterschiedliche Stärken und Fähigkeiten sowie Prioritäten und Charaktereigenschaften. Ich halte das für etwas Gutes. Jeder kann etwas individuelles beitragen.

Ich halte den Kapitalismus für das richtige System. Wir sollten für unseren Betrag gerecht entlohnt werden. Wer viel leistet sollte auch viel bekommen. Es ist ein guter Anreiz.

Wir sollten aber gleichzeitig die Freiheit haben uns auszusuchen, was wir tun wollen.

Wir sollten nicht arbeiten müssen, um unser Leben zu finanzieren. Es gibt viele Wege etwas zur Gesellschaft beizutragen.

Wir sollten mehr Macht darüber haben, wie unser Job aussieht und nicht gezwungen sein einen anzunehmen.

Ich weiß nicht, wie wir den Übergang hinbekommen können. Manche Jobs werden schon automatisiert sein und andere nicht. Was passiert mit den Menschen, dessen Jobs nicht mehr vorhanden sind?

Wir müssen aber irgendwo anfangen.

Aktuell ist der beste Weg die finanzielle Unabhängigkeit und die konstante Verbesserung unserer Fähigkeiten. So haben wir einen immer größeren Spielraum bei den Verhandlungen und sind nicht unbedingt auf einen speziellen Job angewiesen. Wir können den Job so an unser Leben anpassen und immer mehr von dem tun, was wir wollen.

Das trifft aber nur auf einen kleinen Teil zu. Wir brauchen trotzdem noch Geld, um unser Leben zu finanzieren. Durch die Automatisierung wird das Leben zwar deutlich günstiger aber nicht kostenlos.

Theoretisch wäre es möglich die weniger werdende Arbeit auf immer mehr Menschen aufzuteilen. Das ist aber keine gute Lösung. Dann wären wir wieder gezwungen etwas zu tun, dass wir eventuell nicht wollen.

Es sollte Anreize geben diese Aufgaben zu übernehmen.

Auf der anderen Seite wäre es immer weniger Arbeitszeit pro Person. Je mehr Menschen sich mit etwas befassen und so unangenehmer die Aufgabe ist, umso eher wird ein Weg gefunden die Arbeit zu verbessern und schließlich zu automatisieren.

Ich weiß nicht, ob das bedingungslose Grundeinkommen der richtige Weg ist. Aber vielleicht wäre es eine Überganglösung, bis wir etwas besseres gefunden haben.

Wir sollten uns unseren Lebensstil selbst erarbeiten und nicht alles einfach in den Schoß gelegt bekommen. Es sollte zumindest eine Phase im Leben geben, in der wir etwas "leiden" und uns hocharbeiten. In der wir unser Fundament für den Rest des Lebens legen. Vielleicht als eine Art Rite of Passage. Ein Erwachsenwerden.

Die Jungen übernehmen die Aufgaben, die noch nicht automatisiert sind.

Aktuell wären das die Jahre, bis wir die finanzielle Unabhängigkeit erreicht haben oder so kompetent in unserem Job sind, das wir uns unsere Arbeit aussuchen können.

Vielleicht entstehen auch neue Aufgaben, die die Menschen übernehmen können. Besonders im Bereich der Planung, Forschung und Organisation. Das Ausführen würden dann die Maschinen machen.

Die Automatisierung benötigt sehr viele Daten. Wir produzieren diese einfach indem wir unsererem täglichen Leben nachgehen. Vielleicht können wir für die freiwillige, anonyme Veröffentlichung bezahlt werden.

Sie können dann als Grundlage für die Forschung und Entwicklung genutzt werden. Wir können so viele oder wenige Daten verkaufen, wie wir möchten.

Wahrscheinlich wird es eine Kombination aus vielen unterschiedlichen Dingen.

Ich halte es für sehr wichtig, das wir uns vorher Gedanken darüber machen. Die Automatisierung und damit das Entstehen von "nutzlosen" Menschen wird auf jeden Fall eintreten. Ich fürchte, dass es zu großen Problemen kommen wird, wenn wir keine Lösung dafür haben.

Ich denke dabei an sehr wenige sehr reiche Menschen, die die Maschinen kontrollieren und den Rest, der in Ghettos abgeschoben und nur mit dem Nötigsten versorgt wird. Irgendwann wird es dann zu einer (blutigen) Revolution kommen.

Das sollten wir unbedingt verhindern.

Wir haben die Möglichkeit eine wirklich gute Welt zu erschaffen und sollten sie auch nutzen.

Im erstern Schritt sollten alle Menschen erfahren, das sie eine Wahl haben und es mehr als nur eine Art zu leben gibt.

Wir sollten lernen, wie wir herausfinden, was uns wirklich glücklich macht, was genug ist und wie wir unser Leben entsprechend gestalten können.

Ich halte auch eine Ausbildung, wie wir mit Geld umgehen und uns gesund halten für sehr sinnvoll. Wir sollten generell Dinge beigebracht bekommen, die uns dabei helfen ein besseres Leben zu führen.

Es ist zwar alles schon im Internet verfügbar, aktuell müssen wir aber gezielt danach suchen.

Es gibt viele Widersprüche und Halbwahrheiten. Es ist schwierig herauszufinden, was wirklich nützlich ist.

Etwas, das einer Person geholfen hat, muss nicht unbedingt für eine andere richtig sein.

Die, die es am dringendsten brauchen, werden es nicht finden.

Deshalb gefallen mir Projekte, wie der Huberman Podcast so gut. Es werden kostenlos sehr gute Informationen vermittelt. Es ist aber recht kompliziert und die Folgen sehr lang.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn es Zusammenfassungen gäbe und weitere Formate in denen dieses Wissen vermittelt würde. Kurze Videos oder Texte, um die Grundlagen für den größten Teil der Bevölkerung zu vermitteln.

So könnten wir vieles lernen und können, wenn wir bei einem Thema genauer wissen wollen, wie es funktioniert, den ganzen Podcast hören oder die Studien lesen.

Die alternativen Formate reichen für die allgemeinen Fälle.

Es gäbe dann mehrere Ebenen. Je nach Interesse könnten wir immer tiefer gehen.

Ich wünsche mir, das es so etwas für alle Bereiche des Lebens gibt.

Handbücher und Spickzettel, wie wir ein gutes Leben führen können. Für alle frei verfügbar.

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