Wünsche

29.12.2022

Unsere Wünsche haben mehr mit anderen Menschen zu tun als mit den Dingen an sich.

Wir wollen was andere Menschen haben (wollen).

Die Werbung zeigt uns auch nicht das Produkt, sondern andere Menschen, die das Produkt haben wollen.

Wir sind soziale Wesen und lassen uns von anderen beeinflussen. Wir vergleichen uns mit anderen und wollen immer besser dastehen.

Ich möchte immer das haben, was ich gerade nicht habe und es fällt mir schwer das, was ich habe, zu schätzen zu wissen.

Ich habe meine materiellen Wünsche eigentlich ganz gut im Griff. Ich brauche nur sehr wenig und habe genug.

Hin und wieder denke ich, dass es schön wäre etwas zu kaufen, ich brauche es aber nicht unbedingt. Der Gedanke verschwindet in der Regel recht schnell wieder.

Bei meinem Lebensstil sieht das anders aus. Ich lasse mich leicht beeinflussen und springe schnell auf den aktuellen Trend auf. Ich hänge meine Fahne immer in den Wind.

Ich merke das immer, wenn ich mit intensiver mit einem Thema befasse. Auf einmal möchte ich genau das machen bzw. haben. Ich halte es für die beste Idee und würde am liebsten sofort damit anfangen. Ich halte es für die Lösung.

Ich finde immer etwas Neues, das meine Probleme löst und zu einem perfekten Leben führen soll.

Ich stelle mir vor wie cool mein Leben wäre, wenn ich genau das machen würde, was ich mir gerade angeguckt habe.

Je mehr ich von der Sache sehe, umso stärker wird das Verlangen. Alles wirkt so vielversprechend auf mich.

Ich denke dann immer, dass ich endlich die Lösung gefunden habe.

Es ist dabei fast egal worum es sich handelt. Selbstversorger, YouTuber, Sportler, Coach, Van Life, Digitaler Nomade. Ich springe auf jeden Zug auf.

Ich sehe etwas und halte es für die Lösung.

Ich brauche immer mehr und bin deshalb nur selten zufrieden. Ich sehe, was ich alles verpasse und machen könnte.

Ich frage mich, ob das alles ist, was das Leben zu bieten hat und hoffe auf mehr.

Wo ist das Feuerwerk und das grenzenlose Glück?

Ist es wirklich nur eine Abfolge von Problemen, die gelöst werden müssen mit kleinen Verschnaufpausen zwischendurch?

Ich habe einen Forumsbeitrag zu dem Thema gelesen. Jemand hatte alles, einen guten Job, eine tolle Familie, ein Haus, war gesund, etc. und hat sich das Gleiche gefragt. Er hat auch mit mehr gerechnet.

Eine Antwort war:

You're doing great -- stop whining! I mean that in the friendliest way possible. This is what winning at life feels like. It doesn't feel like winning.

Es werden aber immer nur die Highlights eines Lebensstils gezeigt. Bei meinem Leben erfahre ich aber das komplette Paket. Deshalb wirkt das andere Leben auf mich so viel besser.

Ich hoffe immer auf eine Antwort, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Es gibt aber keine Vorlage, die genau für mich passt.

Wir sind alle einzigartig und haben alle unterschiedliche Vorstellungen und Vorlieben. Es gibt nur eine Möglichkeit herauszufinden, wie ich leben möchte und das ist experimentieren.

Ich muss selbst herausfinden, was mir gefällt und was nicht. Es kann niemand anderes für mich tun.

Eigentlich weiß ich auch, was mir Spaß macht und wie mein Leben aussehen soll. Ich habe aber Angst die falsche Entscheidung zu treffen oder etwas zu verpassen.

Ich glaube immer andere wissen es besser und ich sollte auf sie hören.

Es gibt aber so viele Ansätze, wie es Menschen auf der Erde gibt. Es gibt keine allgemeingültige Lösung. Trotzdem hoffe ich immer darauf.

Dann müsste ich nicht selbst die Verantwortung für mein Leben und meine Entscheidungen übernehmen.

Ich fühle mich überfordert. Ich habe das Gefühl, dass der Einsatz zu hoch ist, um einen Fehler zu machen. Ich möchte lieber einen Profi an die Sache heranlassen.

Dabei gibt es keine wirklich falschen Entscheidungen. Ich kann aus allem etwas lernen und dann Konsequenzen aus den Informationen ziehen.

Wenn ich es aber nicht schaffe jetzt glücklich zu sein, werde ich es in der neuen Situation auch nicht sein.

Alles hat seinen Preis und nichts ist nur positiv.

Es macht keinen Sinn auf andere Menschen neidisch zu sein. Ich kann nicht nur Teile ihres Lebens übernehmen, sondern muss das ganze Paket in Betracht ziehen.

Wenn jemand besonders gut in einer Sache ist, wird er in anderen Bereichen Defizite haben.

Ich habe dieses Jahr gemerkt, wie gut es mir tut Nichts zu tun und zur Ruhe zu kommen.

Wenn ich äußere Einflüsse, wie YouTube Videos, stark einschränke oder ganz weglasse, fühle ich mich einfach besser.

Es entsteht eine innere Ruhe und eine Klarheit. Ich fühle mich nicht mehr so gehetzt und kann entspannen.

Das führt zu einer inneren Zufriedenheit. Ich brauche dann nichts anderes und genieße einfach meine Zeit.

Ich habe dann genug.

Ich muss nicht nach einer anderen Lösung suchen.

Wenn ich keine neuen Informationen konsumiere, habe ich auch keine neuen Wünsche. Alte werden auch nicht wieder aufgefrischt.

Ich werde nicht immer daran erinnert, was ich alles verpasse oder nicht habe.

Als ich aufgehört habe mir jeden Tag Videos zur Persönlichkeitsentwicklung anzugucken, ist mein Gefühl nicht gut genug zu sein deutlich schwächer geworden.

Ich wurde nicht mehr jeden Tag daran erinnert, was ich alles besser machen kann.

Buddhistische Mönche machen jeden Tag das Gleiche. Sie lassen sich nicht von äußeren Dingen beeinflussen und haben dadurch nur wenige/keine Wünsche.

Sie scheinen trotzdem oder gerade deshalb sehr glücklich zu sein.

Sie strahlen eine innere Ruhe aus und sind mit sich selbst im Reinen.

Es geht darum unser Verlangen loszulassen, denn es ist die Grundlage unseres Leidens. Ohne sie können wir zufrieden sein und erreichen das Nirvana.

Epicurus war ein Hedonist. Er hat dafür geworben das Leben zu genießen ohne sich selbst in Angst und Unruhe zu versetzen. Es aber clever anzugehen. Wir sollten nicht nur blind Vergnügungen hinterher jagen

Er hat unsere Wünsche in drei Bereiche eingeteilt. Notwendige, unnötige und zerstörerische. Notwendig sind zum Beispiel Lebensmittel und ein Dach über dem Kopf. Unnötige sind ein 5 Sterne Menü oder eine Villa. Wir können sie gießen, sollten sie aber nicht erwarten. Zerstörerische sind Geld, Ruhm und Macht, weil es kein Genug von ihnen gibt.

Er hat großen Wert auf Freundschaften und die Gemeinschaft gelegt. Mit ihrer Hilfe ist es recht leicht die notwendigen Bedürfnisse zu erfüllen.

Wenn alle Bedürfnisse erfüllt sind und wir keinen zerstörerischen Wünschen folgen, führt das zu einem angstfreien Leben und damit zu Zufriedenheit.

Was wäre, wenn ich mit meiner Suche nach einem besseren Leben aufhöre und mich mit dem zufrieden gebe, was ich habe.

Ich weiß, was mir Freude bereitet und kann das einfach machen. Oft reicht es mir aber nicht. Ich erwarte mehr vom Leben. Manchmal fühle ich mich auch nicht danach etwas von der Liste zu machen. Ich warte, dass es mir besser geht, damit ich etwas mache, was mich garantiert zufriedener macht.

Ich mache mich dann wieder auf die Suche.

Ich brauche aber nicht die eine Sache, die alles andere überstrahlt. Wahrscheinlich gibt es so etwas auch nicht.

Es wäre zwar schön lean und einfach, dass ist aber in diesem Fall nicht das Ziel. Es wäre zwar ein sehr optimierter Prozess, was mir sehr gut gefallen würde, die Abwechslung hat auch etwas Gutes. Sie ist ein Feature und kein Bug.

Ein gutes Beispiel dagegen sind wohl Drogensüchtige. Irgendwann dreht sich das ganze Leben nur noch um die Droge. Sie haben ihre eine Sache gefunden. Alles andere ist egal. Das geht in der Regel aber nicht gut aus.

Es ist doch auch etwas schönes, dass es viele unterschiedliche Dinge im Leben gibt über die wir uns freuen können.

Es sind die vielen kleinen Dinge, die den Unterschied machen.

Ich kann trotzdem weiter experimentieren, aber auf dem aufbauen, was ich habe. Dafür habe ich mein Fundament schließlich aufgebaut.

Es soll mir Sicherheit geben und als Startpunkt für meine Experimente dienen.

Ich möchte Freude an meinen Tätigkeiten haben und damit meine Ziele "nebenbei" erreichen.

Ich möchte nicht immer alles über den Haufen schmeißen wollen, sobald ich etwas Neues gefunden habe.

Ich möchte wieder komplett auf YouTube verzichten und nicht mehr nach einem besseren oder optimalen Leben suchen.

Vielleicht mache ich mal eine komplette Informationsdiät und beobachte, was passiert.

Ich möchte die Dinge tun, die mir Freude bereiten, besonders wenn ich mich nicht gut genug dafür fühle.

Ich möchte trotzdem Neues ausprobieren und herausfinden, ob es mir gefällt.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?