Waldgarten

28.05.2022

Gartenarbeit gefällt mir sehr gut als Ausgleich zum Programmieren. Etwas mit meinen Händen zu machen, das man sehen und anfassen kann, hat etwas.

Der Kontakt zur Erde und den Pflanzen hat etwas beruhigendes.

Mir gefällt das Planen und anschließende Ausführen. Es gefällt mir meine Fortschritte wirklich zu sehen und anfassen zu können. Das ist beim Programmieren oft nicht der Fall. Man sieht am Ende des Tages nicht wirklich, was man geschafft hat.

Oft sieht man gar keine Veränderung, weil man etwas im Hintergrund geändert hat. Der Nutzer bekommt davon nichts mit.

In dem Buch "The Molecule of More" wird beschrieben, dass Gartenarbeit oder Handwerken sehr für Menschen ist. Es hat genau das richtige Verhältnis von Zukunft und im Hier und Jetzt sein.

Ich habe aber keine Lust, dass es in wirklich Arbeit und eine Verpflichtung ausartet. Ich möchte nicht jedes Wochenende im Garten verbringen müssen, sondern wenn ich Lust habe mal eine Stunde etwas machen. Am Besten etwas, um den Garten zu verbessern, nicht um den Status Quo zu erhalten.

Hier kommt der Waldgarten ins Spiel. Es ist ein sich selbst erhaltendes System, das nach dem Anlegen nur sehr wenig Aufwand bedarf. Er wird sogar von selbst besser.

Der Nachteil ist, dass es nicht ganz so ordentlich aussieht und nicht alles in Reihen angeordnet ist. Mir gefällt das "Chaos" aber deutlich besser.

Ein Waldgarten besteht aus Obstbäumen und Gemüse. Es gibt insgesamt 7 Ebenen. Von großen Bäumen bis zu Bodendeckern. Wenn alle mit gewünschten Pflanzen gefüllt sind, gibt es keinen Platz mehr für Unkraut.

Ich habe begonnen die ganze Fläche tief mit Hackschnitzeln zu bedecken. Sie dienen als Mulch, damit der Boden immer bedeckt ist und als Lebensraum für die Bodenlebewesen. Außerdem siedeln sich Pilze an.

Der Boden trocknet so auch nicht aus und kann Feuchtigkeit besser speichern. Er ist auch vor starken Regen geschützt und erodiert nicht. Das gesamte Wasser kann infiltrieren und läuft nicht ab. Der Boden ist selbst im höchsten Sommer immer feucht.

Ich überlasse auch die Bodenbearbeitung den Spezialisten im Boden und bewege ihn selbst so wenig wie möglich. Durch das Umgraben bringe ich das Bodengefüge durcheinander und bringe Samen an die Oberfläche, die ich nicht möchte. Außerdem töte ich so das Bodenleben ab. Durch das Umgraben bringe ich es in Bereiche, in denen es nicht leben kann.

Mit einem gesunden Bodenleben, muss ich mir darüber keine Gedanken machen. Die Natur weiß, was sie tut.

Wir imitieren so einen Waldboden.

Die Schicht unterdrückt auch das Unkraut und sogar Gras. Um das noch zu verstärken kann man Pappe oder Zeitungen direkt auf das Gras legen und darauf die Hackschnitzel verteilen.

Das Unkraut, das doch auftaucht, kann man leicht mit Wurzel herausziehen.

Es ist interessant, wie schnell sie der Boden anpasst. Er wird dunkler und lockerer. Das Bodenleben vermehrt sich extrem schnell und macht sich an die Arbeit ihn weiter zu verbessern.

Ich habe mich für Buschbäume entschieden, weil sie nicht so groß werden. Ich möchte das Obst leicht ernten können, ohne eine Leiter zu brauchen. Ich möchte in den Garten gehen und mir ein paar Äpfel pflücken, die ich sofort essen kann und nicht erst Werkzeug holen müssen.

Die Bäume und auch die anderen Pflanzen müssen in den Boden gepflanzt werden nicht in die Hackschnitzel.

Das Laub der Bäume sorgt für weiteren Mulch. So erhält sich das System selbst. Ich muss nicht ständig neue Hackschnitzel verteilen.

Wir verändern so das Verhältnis von Bakterien zu Pilzen. Das Verhältnis bestimmt, welche Samen keimen. Wenn nichts auf dem Boden wächst, gibt es (fast) keine Pilze und der Boden ist von Bakterien dominiert. In diesem Zustand keimen schnellwachsende "Unkräuter". Ziel ist den Boden so schnell wie möglich zu bedecken. Beim Unkrautjäten schafft man Verhältnisse in denen immer mehr Unkraut keimt. Man erschafft sich das Problem selbst.

Je mehr auf dem Boden wächst, desto höher ist das Verhältnis von Pilzen zu Bakterien. Im Wald ist gibt es sehr viel mehr Pilze als Bakterien.

Jede Pflanze bevorzugt ein bestimmtes Verhältnis. So kommt es zu einer Reihenfolge, an deren Ende ein Wald entsteht. Es geht bei Unkräutern los geht zu Gräsern, Gemüse, Beeren, Büschen und schließlich Bäumen.

In meinem Garten keimen seit ich die Hackschnitzel verteilt habe sehr viele Bäume anstatt "Unkräuter".

Ich versuche nach und nach immer mehr Nischen mit gewünschten Pflanzen zu füllen, damit immer weniger Platz für unerwünschte ist.

Ich habe als Bodendecker überall Erdbeeren, Bohnenkraut und Bärlauch gepflanzt. Am Ende sollen nur noch kleine Wege nicht mit Pflanzen bedeckt sein.

Es ist wichtig, dass der Boden immer bedeckt ist und optimalerweise immer etwas wächst.

Wenn man düngt, füttert man nicht die Pflanzen, sondern den Boden. Der Boden versorgt dann die Pflanzen. Sie können das aber auch selbst erledigen.

Die Pflanzen produzieren spezielle Zucker und geben ihn über ihre Wurzeln in den Boden ab, um bestimmte Bakterien und andere Lebewesen anzuziehen. Sie produzieren dann die Stoffe, die die Pflanze gerade braucht.

So wird auch gleichzeitig der Boden immer weiter verbessert. Das bedeutet, je mehr Pflanzen wachsen, desto mehr Zucker wird produziert und je mehr Pflanzen können versorgt werden.

Wenn nichts wächst, oder nichts auf dem Boden ist, haben die Bodenlebewesen nicht zu fressen und werden inaktiv.

Um die Fläche herum habe ich Beerensträucher und Rhabarber gepflanzt. Besonders der Rhabarber verhindert mit seinen großen Blättern, dass Rasen oder andere Pflanzen in die Fläche wachsen kann. Es ist eine gute Barriere.

Kräuter, Zwiebeln, Knoblauch und Blumen sind überall. Durch dieses Durcheinander, fällt es den Schädlingen schwerer ihr Ziel zu finden und ich muss mich nicht darum kümmern. Durch die vielen Farben und Gerüche werden sie verwirrt. Außerdem werden so Nützlinge angezogen, die sie in Schach halten.

Auf der selben Fläche kann man viele verschiedene Pflanzen anbauen. Es gibt unterschiedlichste Wachstums- und Wurzelformen, die sich ergänzen können. Es gibt auch gute Kombinationen, die sich gegenseitig vor Fressfeinden schützen, z.B. Möhren und Zwiebeln.

Ein gutes Beispiel dafür ist das 3 Schwestern System, dass in Mexiko viel praktiziert wurde. Es ist eine Kombination aus Kürbis, um den Boden zu bedecken, Bohnen, um Stickstoff zu fixieren und Mais, als Rankhilfe für die Bohnen.

Es blüht immer etwas. Mir gefällt das sehr gut so. Durch diese Diversität kann ich immer etwas ernten. Das Wetter ist jedes Jahr anders und unterschiedliche Pflanzen profitieren davon. Was für eine Art nicht so gut ist, ist optimal für eine andere.

Ich möchte, dass sich so viele Pflanzen wie möglich selbst aussäen und an den stellen wachsen, an denen es für sie am besten ist. So bekomme ich mit der Zeit immer besser angepasst Pflanzen und habe kaum Arbeit damit. Wenn etwas an einer Stelle nicht wachsen möchte, wird es so ersetzt. So wächst alles nur dort, wo es auch funktioniert ohne das ich eingreife.

Es bildet sich ein Gleichgewicht. Ich "opfere" ein paar Pflanzen, habe aber sehr viel weniger zu tun. In meinen Augen zahlt es sich aus.

Zwischen den Bäumen habe ich Gemüsebeete mit Kompost angelegt. Der Kompost dient auch hier als Mulch.

Im Herbst habe ich Wintergemüse (Feldsalat, Spinat) ausgesät, dass wir im Winter geerntet haben. Ich habe sie im Frühling schießen lassen, damit sie sich selbst aussäen und im Herbst, nach dem andren Gemüse von selbst wiederkommen und den Boden bedecken. Ich bin gespannt, wie das funktioniert.

Die Pflanzen sterben dann ab und in ihre Reste pflanze ich das Gemüse für den Sommer. Sie bilden dann den Mulch. Die Regenwürmer ziehen die tote organische Substanz in den Boden, wo es weiter verarbeitet wird.

Dadurch entsteht immer mehr Humus und organische Substanz und der Boden wird fruchtbarer.

Über jeweils zwei Beete habe ich Betonstahlgitter als Bogen aufgestellt. Ich möchte es als Rankhilfe für Tomaten und Gurken nutzen. Es soll ein Gemüse-Tunnel werden. So können auch Bohnen oder andere Rankpflanzen angebaut werden.

Ich bin sehr gespannt, wie es sich entwickelt. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden und habe bereits angefangen eine zweite Fläche so umzugestalten.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?