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06.12.2022

Ich habe von einem Gespräch mit einer anderen Person geträumt. Sie hat irgendwann gefragt, ob mir eigentlich klar ist, wie einschüchternd ich wirke, weil ich mein Leben so im Griff habe.

Ich habe darauf geantwortet, dass es nur eine Fassade ist, die ich aufbaue, um meine Unsicherheiten dahinter zu verstecken.

Das hat mir gezeigt, dass ich eigentlich gar keine Ahnung habe, wie ich auf Menschen wirke.

Die Vorstellung, dass jemand, auch wenn es nur meine eigene Fantasie war, denken könnte, dass ich etwas beeindruckendes geleistet hätte, war für mich total fremd.

Ich bin noch nie auf die Idee gekommen.

Ich selbst habe nie den Eindruck etwas besonderes zu tun. Ich erreiche maximal meine eigenen Ansprüche und kann sie nie übertreffen. Meistens genüge ich ihnen aber nicht.

Ich erwarte, dass alles optimal läuft und ich auf keine Probleme stoßen werde. Was natürlich nicht möglich ist.

Falls ich doch mal Gefahr laufen sollte mich darüber hinaus zu steigern, lege ich die Latte einfach höher.

Ich gebe mir selbst nicht die Chance stolz auf mich zu sein.

Ich habe mir eingeredet, keine Schwäche zeigen zu dürfen und immer stark sein zu müssen. Ich muss in allem gut sein und völlig unabhängig von allen anderen.

Durch den Glaubenssatz, dass ich nur durch Leistung Anerkennung bekomme, hatte ich das Gefühl immer mehr zu brauchen.

Ich habe immer mehr externe Erfolge (z.B. Geld, Aussehen, Job) gesammelt, die am Ende wahrscheinlich nicht viel zählen und vergänglich sind.

Es gibt von ihnen kein Genug. Wir können zum Beispiel nie zu viel Geld haben.

Durch mein Streben nach immer mehr habe ich das Wesentliche aus den Augen verloren.

Ich habe meine Erfolge mit Lebensqualität, Verlust von Spaß und meinen sozialen Kontakten bezahlt.

Ich habe mich gefühlt wie ein Roboter und mich auch selbst so behandelt. Alles musste optimiert werden. Ich habe zu diesem Zweck immer mehr Daten gesammelt und ausgewertet.

Die Kennzahlen haben mein Leben dominiert und bestimmt, wie ich lebe. Spaß, Vorlieben oder Wünsche hatten darin keinen Platz.

Es ging nur darum die Nummern zu verbessern. Ich musste auf dem Papier ein immer besserer Mensch werden.

Je besser die Nummern geworden sind, umso unsicherer habe ich mich aber gefühlt. Es war immer schwerer die Maske aufrecht zu erhalten. Je höher ich gekommen bin, umso tiefer konnte ich fallen.

Der Druck ist immer größer geworden.

Ich habe mich immer weiter zurückgezogen, weil es immer schwerer geworden ist meine Unsicherheiten zu verstecken.

Anstatt zu erkennen, wann ich genug habe, habe ich versucht noch schneller zu rennen und immer mehr Erfolge anzuhäufen, um das Gefühl der Unsicherheit loszuwerden und endlich sicherer zu werden.

Ich habe gedacht, dass ich irgendwann an den Punkt komme, an dem glücklich und zufrieden bis zum Ende meiner Tage leben kann. Ohne Probleme und Unannehmlichkeiten.

Ich habe meine Gefühle unterdrückt und nur noch Pläne ausgeführt. Ich wollte diesen Zeitpunkt so schnell wie möglich erreichen.

Erst als ich erfahren habe, dass ich mich anderen öffnen kann ohne dafür lächerlich gemacht oder verlassen zu werden, habe ich erkannt, dass ich die Maske nicht brauche.

Es fällt mir noch schwer sie ganz abzunehmen, sie hat aber immer mehr Risse und es fällt mir zunehmend leichter Meschen hinter die Fassade blicken zu lassen.

Es zählt nicht was ich habe und kann, sondern wer ich bin.

Ich muss nichts leisten um liebenswert zu sein.

Ich bin froh darüber, was ich alles erreicht habe und ich habe die Zeit des Strebens und Zurückziehens wohl auch gebraucht.

Ich habe gelernt alleine zu sein und mich mit mir selbst auseinanderzusetzen.

Ich merke jetzt aber, dass ich zusätzlich etwas anderes brauche. All das, was ich mir in den letzten Jahren nicht erlaubt habe, weil ich dachte, dass es meinem optimalen Leben im Weg steht.

Freundschaften, Spaß, Genuss.

Ich bin froh, dass mir das langsam klar wird. Es ist ein befreiendes Gefühl.

Ich würde es aber wahrscheinlich nicht nochmal so machen. Ich bin wieder von einem Extrem ins andere geschlittert.

Ich würde versuchen eine bessere Balance zu finden. Es fällt mir wirklich schwer einen Mittelweg zu finden und auf ihm zu bleiben. Ich neige zu einfachen Antworten und Abläufen.

Auf der anderen Seite hätte ich diese Erkenntnis wohl nie erlangt, wenn ich es nicht so gemacht hätte.

Wir wollen immer das, was wir nicht haben können.

Ich tendiere jetzt auch wieder dazu alles auf eine Karte zu setzen. Diesmal ist es aber der Spaß.

Ich scheine es nicht zu lernen. Ich kann diese Dinge auch kombinieren. Ich muss mich nicht für eine Sache entscheiden.

Es gibt nicht nur das Eine oder das Andere. Es gibt auch einen Mittelweg.

Ich möchte eine Balance in meinem Leben finden.

Ich möchte mein Leben diversifizieren und mich nicht auf eine Sache versteifen.

Ich möchte zur Ruhe kommen, nicht jeder neuen Idee hinterherlaufen und sie für die einzige Lösung halten.

Ich möchte akzeptieren, dass es kein perfektes Leben gibt und ich immer etwas zum Verbessern geben wird.

Das ist ja auch etwas Gutes. Sonst hätte ich nichts mehr zu tun.

Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung

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