Gut Genug

14.08.2022

Ich habe immer das Gefühl nicht gut genug zu sein, weiß aber nicht genau wieso.

Ich arbeite an allem, was mir einfällt und trotzdem geht das Gefühl nicht weg. Ich mache all das, was wir bei der Persönlichkeitsentwicklung machen sollten. Trotzdem ist es nie genug.

Wahrscheinlich ist in meiner Kindheit irgendetwas passiert, das mich davon überzeugt hat. Es ist wirklich interessant, dass uns Erfahrungen aus der Zeit so sehr prägen.

Wir sind völlig andere Menschen und trotzdem sind diese Glaubenssätze in uns verankert. Sie machen uns unser Leben schwerer, obwohl es oft nicht mehr zutrifft. Unsere Fähigkeiten und Umstände sind völlig anders, trotzdem fällt es uns schwer sie loszulassen.

Ich versuche das Gefühl nicht gut genug zu sein zu verdrängen, indem ich mich immer weiter verbessere.

Es scheint aber nicht bzw. nur bis zu einem gewissen Punkt zu funktionieren.

Je besser ich werde, desto mehr vermute ich, dass es etwas so schlechtes in mir gibt, dass ich insgesamt nicht gut genug bin. Etwas, dass alles positive überschattet.

Ich habe das Gefühl, weil nicht alles so läuft, wie ich mir das vorstelle.

Egal wie gut ich werde, meine Fehler wachsen immer mit und ich kann nicht gewinnen.

Ich erreiche immer mehr das Gefühl nicht gut genug zu sein geht aber nicht weg. Das was mir fehlt wächst mit meinen Fähigkeiten und Errungenschaften.

Ich befinde mich in einem Hamsterrad. Ich spiele ein Spiel, dass ich nicht gewinnen kann. Ich vermute, dass es nicht reichen würde, wenn ich alles hätte, was ich möchte. Ich brauche immer mehr. Ich habe nie genug, weil mein scheinbarer Fehler einfach größer wird.

Obwohl ich erkannt habe, dass Geld, Ruhm und Macht und nicht richtige Weg sind, verfolge ich sie doch, um immer besser zu werden. Ich versuche mich so gut genug zu fühlen und meine Schwächen zu kaschieren.

Es muss immer weiter gehen: Höher, schneller, weiter.

Es gibt kein Ende. Ich lege die Latte immer auf meine Bestleistung und kann sie so im besten Fall gerade so erreichen und nur sehr schwer übertreffen. Wenn ich das dann trotzdem irgendwie schaffe, nehme ich das als neue Basis, die ich erreichen muss.

Ich kann z.B. mit Geld nur meine Geldprobleme lösen. Trotzdem versuche ich mit Erfolgen in ein paar Bereichen auch alle anderen Bedürfnisse zu befriedigen.

Je mehr ich nach einer Lösung suche um mich zu verbessern, desto größer mache ich das Problem. Mein ganzes Leben dreht sich um die Persönlichkeitsentwicklung und alles muss immer noch besser werden.

Ich kann meine Erfolge nicht genießen, weil ich noch nicht am Ziel bin. Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ich schon ein gutes Leben habe, weil ich immer noch nicht glaube gut genug zu sein.

Ich werde mein Ziel mit mir selbst zufrieden und im Reinen zu sein auf diese Weise wahrscheinlich nie erreichen. Solange der Haken mit wächst ist jede Verbesserung sinnlos, um mich gut genug zu fühlen.

Ich weiß selbst nicht was dieser schwerwiegende Fehler ist, habe aber Angst, dass es andere entdecken können. Ich glaube, dass andere sich fragen, was mit mir nicht stimmt und wo der Haken ist.

Ich möchte verhindern, dass andere herausfinden, was es ist und ziehe mich deshalb zurück. Sie sollen nur von Weitem die perfekte Fassade sehen.

Warum bin ich mir aber so sicher, dass es diese schlechte Eigenschaft oder Fehler überhaupt gibt?

Auf dem Papier bin ich ein guter Fang. Trotzdem fühle ich mich nicht so. Ich suche verzweifelt nach weiteren Fehlern, die ich beheben kann, bevor ich wirklich leben kann. Ich habe das Gefühl noch nicht bereit zu sein.

Ich muss in allem gut sein und alle Schwächen ausmerzen.

Ich ziehe mich zurück und verschließe mich. Ich habe immer im Hinterkopf, dass andere herausfinden können, was mit mir nicht stimmt und mich dann meiden.

Ich muss immer die Kontrolle behalten, damit ich bestimmen kann, wo es lang geht. So kann ich nicht verletzt werden und mich schützen, bevor andere es tun.

Ich nehme ihnen die Entscheidung ab, indem ich ihnen keine Chance gebe mir näher zu kommen.

Was wäre, wenn ich gut genug und liebenswert bin? Wenn es diese große Schwäche gar nicht gibt und ich sie mir nur einbilde. Ich selbst weiß nicht, was es ist.

Ich könnte endlich wirklich anfangen zu leben und die Dinge tun, die ich wirklich machen möchte. Ich bräuchte nicht mehr zu warten bis ich oder die Umstände perfekt sind um anzufangen.

Ich schiebe Entscheidungen auf, weil ich mich nicht bereit fühle. Ich kann aber nur lernen, wenn ich etwas ausprobiere und Fehler mache.

Das mache ich aber nicht, weil ich Angst habe es zu vermasseln. Ich gehe keine richtigen Risiken ein und gehe lieber auf Nummer sicher.

Das mache ich, wenn ich bereit bin und der perfekte Moment gekommen ist…

Ich probiere zwar kleine Dinge aus, aber nichts wirklich wichtiges. Mein Verstand redet mir ein, dass ich es lieber nicht versuchen sollte, weil es nicht gut ausgehen wird.

Ich sabotiere mich so selbst indem ich es gar nicht erst versuche.

Ich habe vor zwei Wochen eine andere Methode ausprobiert.

Ich habe mich mit Spiritualität, Buddhismus und dem Glücklich sein beschäftigt. Es sind immer wieder ähnliche Punkte aufgetaucht:

  • Im Moment sein
  • Akzeptanz
  • Situationen und Gedanken nicht bewerten
  • Flow
  • Meditation
  • Verletzlichkeit

Ich habe mir sehr viel Zeit für mich genommen und einfach nichts gemacht. Ich habe mich viel an einen Fluss gesetzt und ihn und den Moment beobachtet.

Ich habe versucht wirklich präsent zu sein und an nichts anderes zu denken.

Ich habe generell sehr wenig verschiedene Dinge gemacht. Ich war arbeiten, trainieren, lesen und habe mich mehr unterhalten. Ich habe meine unterschiedlichen Tätigkeiten stark reduziert.

Ich habe versucht meine negativen Gefühle nicht zu unterdrücken, sondern sie zu fühlen und zu akzeptieren. Sie sind nichts schlechtes und gehören zum Leben dazu. Sie ermöglichen mir das komplette Spektrum des Lebens zu spüren.

Ich kann nicht immer nur gut drauf sein. Wenn jeder Tag perfekt ist, ist kein Tag perfekt. Die schlechten Momente führen zu den Guten. Es ist wie Licht und Schatten.

Es gibt keine Perfektion und selbst wenn, wäre es sehr langweilig. Es würde nichts passieren.

Ich bin dadurch sehr viel ruhiger geworden und mein Verlangen nach immer mehr hat nachgelassen.

Ich fühle mich zufriedener und nicht mehr so gehetzt. Ich habe gemerkt, dass ich mit sehr wenig zufrieden sein kann und nicht viel brauche.

Ich möchte meine Erwartungen an mich selbst reduzieren. Ich muss nicht in allem gut sein. Es ist ok Dinge nicht zu können.

Meine Schwächen und Fehler machen mich nicht zu einem schlechten Menschen, sondern menschlich.

Menschen mögen Ecken und Kanten. Sie wollen nicht mit Robotern befreundet sein.

Ich möchte erkennen, dass ich gut genug bin und mit mir ins Reine kommen.

Ich werde trotzdem weiter an mir arbeiten, aber hoffentlich mit dem Wissen, dass ich gut genug bin und weil es mir gut tut.

Es gefällt mir ganz gut und ich möchte damit weitermachen. Ich bin gespannt wohin mich der Weg führt.

Was ist dein Traum? Wie kann ich helfen?